Die Koalitionsverhandlungen in Bremen haben beim Thema Cannabis zu einem überraschend positiven Ergebnis geführt. Die SPD hat Schritten, eine regulierte Cannabisabgabe in der Hansestadt und in Bremerhaven zu erproben, nach langem Zögern zugestimmt. Somit wäre die rot-grüne Landesregierung die erste seit 18 Jahren, die einen solchen Vorstoß wagt. Damals wollte die Landesregierung in Schleswig-Holstein unter Ministerpräsidentin Heide Simonis die legale Abgabe in Apotheken per Modellversuch prüfen lassen. Horst Seehofer, damals Bundesgesundheitsminister, lehnte den Vorschlag kategorisch ab. Seit Schröders Wahl zum Kanzler war das Thema auch innerhalb der SPD nicht mehr hoffähig. Auch beim jetzigen Vorstoß in Bremen wird die Abgabe über Apotheken im Rahmen eines Modellversuchs erwähnt. Zudem möchte man prüfen, den Besitz geringer Mengen und den Konsum zukünftig gar nicht mehr zu verfolgen, sofern sich das mit geltendem Recht vereinbaren ließe.
„Wir haben uns darauf verständigt, dass der Konsum von Cannabis künftig nicht mehr strafverfolgt werden soll – soweit es der rechtliche Rahmen in Bremen zulässt“,
sagte die Landesvorsitzende der Bremer Grünen, Henrike Müller. Die Geschäftsführerin der Apothekerkammer Bremen, Isabel Justus, hat allerdings bereits kritisiert, dass Genussmittel nicht in die Apotheke gehörten, schließlich verkaufe man ja dort auch keinen Kaffee. Eine Abgabe über Apotheken wäre aus vielen Gründen problematisch und stieß schon 1997 in Schleswig-Holstein auf Gegenwehr der Apotheker-Zunft. Cannabis sollte in extra dafür eingerichteten Fachgeschäften abgegeben werden, wie der Berliner Modellversuch sie fordert.
Auch der DHV-Vorsitzende Georg Wurth findet im Weser-Kurier lobende Worte für die Initiative der Hansestadt und hofft, Bremen sei nur der Anfang:
„Der Markt ist da. Wir haben die Konsumenten. Das Verbot sorgt nicht einmal für die Reduzierung des Konsums. Auch wenn Cannabis frei erhältlich sein wird, werde es weiterhin Leute geben, die Probleme mit der Droge haben. Aber es werden nicht mehr sein als heute. Georg Wurth glaubt, dass die Qualität von Cannabis durch staatliche Kontrollen steigen werde. Streckmittel, Schimmelsporen und Düngerrückstände würden dann der Vergangenheit angehören. Und er glaubt, dass auch die Präventionsarbeit einfacher werde. Weil es das gesellschaftliche Klima dann erlaube, offen über den Konsum zu sprechen.”
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